Info über gängige Lederarten
- Gedecktes Glattleder (LongLifeLeder)
- Semianilinleder
- Anilinleder
- Rauleder (Nubuck-, Wild-, Velourleder)
Es gibt unendlich viele Lederarten oder Ledersarten. Lederarten unterscheiden sich nach Tierart, die das Leder liefert, nach Verwendungszweck (z.B. als Fahrzeug-, Möbel, oder Lederbekleidung), nach Gerbart oder Art der Zurichtung bzw. Art der Färbung.
Die häufigsten Tierarten bei Ledern sind Rindsleder, Lammleder und Schweinsleder. Das kommt daher, dass fast ausschließlich von Tieren verarbeitet wird, welche zur Fleischgewinnung gezüchtet werden. Rindsleder werden i. d. R. für Polsterleder (Auto, Möbel), aber auch für Schuhleder, Taschen oder Motorradkombis verwendet. Lammleder werden am häufigsten für leichtere Freizeitjacken und Schweinsleder für preiswerte Lederbekleidung verwendet.
Grundsätzlich kann man zunächst ungeachtet der Tierarten, von der ein Leder stammt, folgende Ledertypen beschreiben:
Gedecktes Glattleder, auch zugerichtetes Glattleder, oberflächenpigmentiertes Glattleder, mit wasserabweisenden Farb- und Schutzschicht auf der Oberfläche.
- mäßig warmer Griff; hohe Strapazierfähigkeit;
- geringe Anfälligkeit gegen Verschmutzungen,
- problemlose Fleckenentfernung
Semianilinleder, weist nur eine dünne Farb- und Schutzschicht auf.
- angenehmer, weicher Griff
- die meisten Verschmutzungen lassen sich gut entfernen
Anilinleder (Offenporiges Glattleder), das durchgefärbt und wasser- sowie anschmutzungsempfindlich ist (ein auf die Oberfläche aufgebrachter Wassertropfen zieht ein und dunkelt das Leder) und gar keinen Oberflächenschutz aufweist.
- sehr weiche, warme und wachsige Oberflächengriff
- extrem hohe Atmungsaktivität
- die Hauptporen sind noch sehr gut sichtbar, da es komplett durchgefärbt ist
- leider sehr empfindlich und ziemlich anfällig für Flecken und Gebrauchsspuren
- Fleckenentfernung oft schwierig
Rauleder, ein geschliffenes und ebenfalls offenporiges Glattleder mit samtiger Oberfläche (je nach Verarbeitung aus dem Narbenspalt bzw. Fleischspalt als Nubuk- oder Veloursleder bezeichnet).
PU-Leder, wobei es sich um folienbeschichtetes Spaltleder mit wasserabweisender, glänzender Polyurethanbeschichtung in Antikoptik handelt.
Zusätzlich ist Kunstleder bzw. Textilleder zu nennen, das aber begrifflich nicht unter Leder gefasst werden kann.
Zurichtung von gedeckten Glattleder:
Um Leder strapazierfähiger und vor allen Dingen fleckenunempfindlicher und dauerhaft wasserabweisend zu machen, wird auf mit Anilinfarben schon vorgefärbte Glattleder noch eine auf Pigmente und Bindemittel basierende deckende Farbschicht aufgetragen. Diese Farbschicht nennt man auch Zurichtung oder Pigmentierung. Glatte Motoradleder, aber auch viele Freizeitjacken, Schuhe, Auto-, Möbelleder und Taschen aus Glattleder haben diese zusätzliche Farbschicht.
Eine Grundierung wird zuerst als Haftvermittler aufgetragen. Auf die anschließende Farbschicht wird dann noch der Top Coat, eine Art Klarlack, aufgetragen. Der Top Coat schützt die Bindemittelfarbe vor Abrieb und Abfärbung und bestimmt den Glanzgrad und den Griff. Vernetzer sorgen als Additive für verbesserte Echtheit.

Anilinleder
Anilinleder sind mit Anilinfarbstoffen im Bad durchgefärbte Leder. Es handelt sich um ofenporige Glattleder ohne Pigmentschicht (Farbschicht) auf der Oberfläche, die noch die natürliche Beschaffenheit des Hautmaterials erkennen lassen und in der Regel als sehr teure und wertvolle Leder gelten.
Für Anilinleder kommen nur absolut makellose Häute in Frage, da die Oberflächenstruktur des Leders komplett sichtbar bleibt. Nicht in Frage kommen Leder mit Gabelstichen, Zeckenbissen, oder Hornstößen, die in den Hauptflächen der Lederhaut störend hervortreten.
Ein auf der Oberfläche verriebener Wassertropfen dringt in das Glattleder ein und dunkelt den feuchten Bereich, da die Poren des Leders nicht versiegelt sind. Anilinleder sind daher sehr anfällig gegen Wasserflecken und Fettstellen, ebenso wie gegen Ausbleichungen durch Sonnenlicht. In der Hand fühlt sich Anilinleder warm und wachsiger an und sind von der Optik meist matt.

Semianilinleder
Semianilinleder sind Leder, welche nur eine leichte Pigmentierung (Farbschicht) erhalten. Beim Semianilinleder darf das natürliche Narbenbild durch die Pigmentierung nicht verdeckt, sondern nur leicht geschützt sein.
Im Gegensatz zum Anilinleder, das ganz offenporig und sehr empfindlich ist, haben diese Leder einen besseren Schutz. Der Schutz ist aber längst nicht so stark wie bei pigmentierten Glattledern, wo die Pigmentschicht für einen starken Schutz sorgt.
Der Gerber möchte durch die leichte Pigmentierung ein Leder mit warmen, weichen Griff erhalten, das zumindest einen leichten Schutz aufweist. Anilinleder haben wegen ihrer Offenporigkeit den schönen Griff. Solche Leder fühlen sich am weichsten an. Ein ideales Leder wäre daher offenporig, aber unempfindlich wie ein pigmentiertes Glattleder. Das ist aber technisch nicht möglich! Selbst die beste Imprägnierung bietet langfristig nur bedingt ausreichend Schutz. Daher steuert der Gerber über die Pigmentschicht die Empfindlichkeit gegen Ausbleichung, Verschleiß und die Fleckenempfindlichkeit.
Semianilinleder tauchen zumeist bei Möbeln, Jacken und Taschen auf und nur sehr selten bei Fahrzeugledern. Da ein Fahrzeugleder, besonders stark strapaziert wird.
Da Semianilinleder qualitativ über pigmentierten Ledern stehen, werden im Möbelbereich Leder häufig als "Semianilinleder" bezeichnet, obwohl sie eher ein pigmentiertes Leder sind. Damit soll eine bessere Qualität suggeriert werden. Leider gibt es keine festen Grenzwerte, so dass die Bezeichnung immer kritisch begutachtet werden sollte.
Rauhleder
Rauleder ist der Oberbegriff für alle velourigen Oberflächen im Lederbereich. Es sind in der Oberfläche geschliffene Leder mit einer mehr oder weniger samtigen Oberfläche. Die Vorteile sind ein angenehm warmer Griff und eine schöne Struktur.
Narbenseitig geschliffenes Rauleder wird als Nubuk bezeichnet, Rauleder aus dem Fleischspalt nennt sich Veloursleder. Auch die nach außen verarbeitete, unbeschichtete Rückseite eines Glattleders, Lammfells oder Kuhfells wird als Veloursleder bezeichnet.

Wildleder
Wildleder ist die Sammelbezeichnung für Leder von Tieren, die in der freien Wildbahn leben (z.B. Hirsche, Rentiere, Kängerus, Antilopen, Gazellen, Elche, Büffel, Gämse usw.). Heutzutage sind diese Tiere aber meist nicht mehr freilebend, sondern werden in Gehegen gehalten. Wildleder sind nicht so häufig, weil diese im Vergleich zu Rindern, Ziegen und Schweinen nicht in entsprechenden Stückzahlen geschlachtet werden. Dazu ist die verwertbare Menge nicht so hoch wie bei Zuchttieren, da auf der freien Wildbahn lebende Tiere stärker von Hautkrankheiten, Insektenstichen oder Verletzungen betroffen sind.
Neben der Tierart steht der Begriff "Wildleder" aber auch für eine aufgeraute Oberfläche. Weder das glatte Känguruleder einer Motorradkombi, noch das Büffelleder einer Möbelgarnitur wird als "Wildleder" bezeichnet.
Im Volksmund wird "Wildleder" aber für jede Art von Rauleder verwendet, unabhängig davon, ob es tatsächlich von einem wildlebenden Tier stammt oder von einen Rind, Schaf, Schwein oder Lamm. Dabei wird mit Wildleder hauptsächlich das Rauleder von Schuhen, Taschen und von Bekleidung benannt. Bei Polsterledern wird i. d. R. Veloursleder und Nubuk vorgezogen.
Wer es genau wissen will, muss daher immer nachfragen, was im Einzelfall mit Wildleder gemeint ist.
Nubukleder
Nubukleder sind auf der glatten Narbenseite angeschliffenes Leder. Durch den Schliff erhält das Leder eine samtartige Oberfläche. Das bedeutet, dass die glatte Oberfläche eines Leders mit einem Schleifmittel so stark aufgeraut wird, dass die charakterische Oberfläche erhält. Das Leder wird dadurch sehr weich im Griff, und die Atmungsaktivität erhöht sich. Der Nachteil dieser Oberfläche ist eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit gegen Anfleckungen und Verspeckungen. Auch die UV-Beständigkeit ist deutlich reduziert. Solche Leder bleichen daher leichter aus.
Als Nubukleder werden hauptsächlich Rinds- und Kalbsleder verwendet. Aber auch Ziegen-, Lamm- oder Hirschleder werden zu Nubuckleder verarbeitet. Nubukleder werden bei Polstermöbeln, Handtaschen, Bekleidung und Schuhen verwendet. Nur selten bei Autoleder.
Velourleder
Als Veloursleder werden zwei Sorten von Leder bezeichnet, zum einen die nach unten weg gespaltene, beidseitig velourige Oberfläche einer Lederhaut (auch Fleischspalt genannt) und die nach oben verarbeitete, unbeschichtete Rückseite einer Lederhaut. Im Gegensatz zum sehr samtigen Nubuk ist das Veloursleder deutlich aufgerauter. Im englischen Sprachraum wird dieses Leder als "Suede" bezeichnet.
Am häufigsten taucht Veloursleder im Haushalt bei Turnschuhen auf, aber auch bei Arbeitshandschuhen. In den beiden Fällen spielen die Schutzfunktion und die starke Atmungsaktivität dieser Lederart eine Rolle. Veloursleder ist sehr offenporig und Schweiß kann daher sehr gut hindurch wandern. Da Hände und Füße besonders schnell schwitzen, spielt dieser Vorteil eine große Rolle. Veloursleder ist aber auch auf diesen klein vernähten Flächen angebracht, um Füße oder Hände vor Verletzungen zu schützen.